Spielstrategien (für Fortgeschrittene)

(von Mag. Peter Scheruga "Lehrbehelf Ultimate" 3. Auflage; März 2014)


Im Folgenden werden verschiedene Offense – Setups und Defensevarianten dargestellt und ihre Vor- bzw. Nachteile für die jeweilige Mannschaft erläutert. Welche strategische Maßnahme für welches Team am Besten funktioniert, ist natürlich von vielen Faktoren – wie Stärke der Einzelspieler, gegnerische Mannschaft, Witterungsverhältnisse, etc. – abhängig.

Es gilt diese Punkte während des Spiels zu berücksichtigen und dann die beste Taktik zu finden, um erfolgreich zu punkten.


Wichtig für ein erfolgreiches Team ist das Beherrschen mehrerer Offense- und Defense-Strategien, um die Gegner immer wieder vor neue (unlösbare) Aufgaben zu stellen.

Offense

 

Längsstack:

Vorteil:

klare Aufteilung, welche Spieler sich eher für kurze Pässe frei laufen bzw. für lange Pässe frei laufen. Die hinteren Spieler im Stack sehen sowohl die Mitspieler, als auch die Scheibe, was eine Abstimmung des Freilaufens erleichtert. In Längsrichtung betrachtet, sind beide Spielfeldhälften frei, d.h. es bleibt seitlich viel Raum, um einen Pass zu erhalten.

Nachteil:

Bei einer aufmerksamen Verteidigung ist es schwierig lange Pässe zu spielen, da der „letzte“ Verteidiger ebenfalls sehr gut das Spiel und alle etwaig lang freilaufenden Spieler sehen und damit verteidigen kann.

 

Querstack:

Vorteil:

Es ist für jeden Spieler ein Cut für einen kurzen Pass, sowie für einen langen Pass möglich. D.h. die gegnerische Defense muss von haus aus gefasst sein einen direkten Punkt zu erhalten, was mitunter eine Erleichterung beim Freilaufen zur Scheibe bringt.

Nachteil:

Es ist schwierig sowohl die Scheibe, als auch alle Mitspieler im Blickfeld zu haben, wodurch eine gute Abstimmung der Mannschaft notwendig ist, um effizient zu sein.

 

Box

Vorteil:

Auch hier wird viel Raum für unmittelbare, lange Pässe gegeben. Die Spieler haben es, im Gegensatz zum Querstack, leichter Mitspieler und Scheibe zu sehen, d.h. die Abstimmung ist einfacher.

Nachteil:

Dadurch, dass immer 2 Forwards beieinander stehen, wird es der verteidigenden Mannschaft ein bisschen erleichtert.

 

Isolation

Vorteil:

Es ist ganz klar welcher Spieler die erste Anspielstation nach vorne darstellt. Dieser sollte seinem direkten Gegenspieler deutlich überlegen sein (z.B. in der Körpergröße), um eine sichere Option darzustellen. Das Offense-Spiel bekommt dadurch eine sehr klare und übersichtliche Struktur.

Nachteil:

Wenn die Defense es schafft, den Pass auf den isolierten Spieler zu verhindern, kann der Spielfluss der angreifenden Mannschaft gut unterbunden werden. Es ist kein sofortiger Punktpass möglich, da die vordersten 3 Spieler bereits zu nahe bei der Endzone stehen.

 

Isolation Box

 

Vorteil:

Wie bei der herkömmlichen Isolation, wird der erste raumgreifende Pass auf eine Person fokussiert. Sollte dieser nicht gelingen, sind in dieser Variante die 3 weiteren Forwards näher zur Scheibe und können daher schneller ins Geschehen eingreifen. Dadurch kann ein stockender Spielfluss unterbunden werden.


Weiters ist von Beginn an ein direkter langer Pass in die gegnerische Endzone möglich, da alle Forwards weit genug von der Zone entfernt sind, um sich in diese freizulaufen.

Nachteil:

Der freie Raum für den isolierten Spieler wird deutlich eingeengt.



Defense

 

Force one side

Vorteil:

Die Rückraumverteidiger wissen permanent, wie sie relativ zu ihrem Gegenspieler zu stehen haben und können so immer Druck ausüben. Weiters drängt man die Offensemannschaft nach und nach auf eine Seite und nimmt ihr so den Spielraum.

Nachteil:

Wenn sich die Gegner darauf eingestellt haben und es kontinuierlich schaffen die Marker zu umspielen (Line zu brechen) können sie sich dadurch sehr gut und leicht die Räume öffnen und Punkte erzielen.

 

Force middle

Vorteil:

Die Offense steht vor jedem Wurf vor einer neuen Situation und muss immer über die (oft mit vielen Spielern gefüllte) Mitte spielen. Mit kurzzeitigen Poaches kann man den Gegnern zusätzlich Druck machen.

Nachteil:

Die Rückraumverteidiger müssen sehr gut mitspielen und oft die Position gegenüber ihrem Kontrahenten wechseln. Um dies druckvoll zu spielen erfordert es viel Aufmerksamkeit und Routine.

 

Straight up

Vorteil:

Es wird dem Werfer schwer gemacht, präzise lange Pässe zu spielen und die Rückraumverteidiger sollen durch ihre Positionierung zwischen Gegenspieler und Scheibe einen Cut zur Scheibe verhindern.

Nachteil:

Es gibt keine „offene“ und „geschlossene“ Seite, d.h. dem Rückraumspieler wird die Option gegeben sich auf beide Seiten gleich „leicht“ frei zu laufen. Kommt ein Pass in den Rückraum (über die Defense hinweg) kann es sehr schnell gehen.

Zone

 

Im Unterschied zu den bereits weiter oben erwähnten Defense-Varianten mit "Manndeckung" werden hier Bereiche abgedeckt. Ein weiterer Unterschied liegt in den Aufgaben der einzelnen Verteidiger, die sehr unterschiedlich sind.


Marker(X), Cup(C):

„jagen“ der Scheibe hinterher (spielen sehr „scheibenorientiert“) und versuchen kurze Pässe zu verhindern. Sie bilden einen „Cup“ um die Scheibe, durch den kein Pass durchgeworfen werden soll. Jeweils der äußerste dieser 3 Spieler ist der Marker. Middle (M) Spieltraumorientiert hinter dem Cup; er muss jene Spieler verteidigen, die direkt hinter dem Cup versuchen sich freizulaufen. Läuft ein Angriffsspieler in den Cup, muss er dies seinen Mitspielern zurufen, damit diese den Cup enger machen.

Wing (W):

Die Wings haben eine Schlüsselrolle im Zonenspiel. Sie müssen raumgreifende Pässe entlang der Seitenlinie verhindern. D.h. sie müssen immer den Spieler in ihrem Bereich decken, der am gefährlichsten ist, den nächsten Pass zu erhalten. Sollte ein Spieler in seinem Bereich die Scheibe bekommen, so ist der Wing gefordert nicht zu marken, sondern sofort die nächste potentielle Anspielstation zu verteidigen. Die Wings bilden mit dem Middle die 2te Verteidigungsreihe und müssen untereinander kommunizieren, wer welchen Spieler verteidigt.

Deep (D):

Hier eignet sich ein großer Spieler mit viel Übersicht. Er muss einerseits lange Pässe verhindern bzw. abfangen und  andererseits die Verteidiger vor ihm dirigieren. Er hat als einziger Spieler das gesamte Spielgeschehen im Blickfeld und muss

daher durch gezielte Anweisungen die Spieler vor ihm unterstützen.